Von der Raupe zum Schmetterling - dieses Wunder ist in der Natur (im System) angelegt und nicht menschengemacht. Die Menschen können diese Veränderung nur beobachten. Eine Veränderung der Arbeitsorganisation hingegen kann von den Menschen mitgestaltet werden. Es ist die Kommunikation, die das Ergebnis beeinflusst.
Als Metapher beübe ich das Bild der Raupe und des Schmetterlings. Naturgemäss wird aus einer Raupe des Schwalbenschwanzes ein Schmetterling gleichen Namens. In der Arbeitswelt ist hingegen unklar, was für ein Schmetterling aus der Raupe entstehen wird. Die zukünftigen Strukturen, Prozesse und Stellenbesetzungen können zwar bewusst entschieden werden, wie genau sich das Unternehmen entfalten wird, liegt ausserhalb unseres Kontrollbereichs (siehe Blog Nr. 12).
Holacracy als revolutionärer Ansatz zur Selbstorganisation, diesen interessanten Weg verfolge ich seit längerem. Als betrieblicher Mentor und Organisationsdesigner für agile Teams und Unternehmen erlebe ich die Begeisterungen und Ängste von Mitarbeitenden, wenn es um das Thema Selbstverantwortung geht und die Fragezeichen bei Führungspersonen, wenn sie mit Schlagworten wie Agilität, Transformation, Scrum@Scale oder Holacracy konfrontiert werden.
Ein Unternehmen existiert, weil es Kundenbedürfnisse befriedigt und mindestens soviel Geld einnimmt, wie es ausgibt. Es muss sich also an externen Referenzen orientieren und diese Probleme effektiv lösen. Das gelingt erfolgreich durch Mannschaften, die Personen mit verschiedenen Kompetenzen vereinen, von einem Teamstifter initiiert und von einem Sponsor mit formaler Macht geschützt werden. Klassische Linienorganisationen sind für die Bewältigung von Überraschungen im Nachteil.
Eine klare Unterscheidung von zwei Arbeitsarten ist zentral, um als Unternehmen zu überleben:
- Steuerung mit formaler Macht für die Aufgabenbearbeitung (Effizienzsteigerung)
- Führung mit sozial legitimierter Macht für das effektive Lösen von komplexen Problemen.
Beide Arbeitsarten kommen in jedem Unternehmen vor, je nach Marktdynamik unterschiedlich stark.
Mit welchem Rahmenwerk die Selbstorganisation im Unternehmen Einzug nimmt, ist aus meiner Sicht nebensächlich. Ein Erfolgsfaktor ist, dass die Geschäftsführung die verschiedenen Wege zu mehr Selbstorganisation aktiv begleitet, interne Initiativen untereinander vernetzt und dafür sorgt, dass die Selbstorganisation nicht zu einer Selbstüberlassung führt.
Damit die Veränderungen intern anschlussfähig werden und ihre Wirkung entfalten können, müssen die Mitarbeitenden mit auf den Weg genommen werden. Mit Kommunikation und Dialog. Betriebliche Mentoren im Unternehmen und diplomierte Coachs der Swiss Coaching Association können diesen Veränderungsprozess unterstützen.
[Liselotte und Roland Greber, undbewusst.ch, 4. Juni 2023]
Bildquellen: Eigene Aufnahmen, Raupe 15.9.2022 / Schmetterling 19.4.2020