Wie gut kennst du deine Arbeitskolleginnen und -kollegen, um miteinander Grosses zu bewirken? Bringst du all deine Fähigkeiten und Talente ein, auch wenn sie nichts mit dem konkreten Job zu tun haben und damit vordergründig keinen Mehrwert bieten?
Im Web finden sich zahlreiche Erfolgsfaktoren für gutes Teamwork. Die Zielgruppe dieser Aufzählungen sind meistens Führungspersonen. Sie stehen vor der Herausforderung, all den genannten Punkten gerecht zu werden und damit den Boden für eine fruchtbare Teamarbeit zu legen. Dadurch kann sogar der Eindruck entstehen, dass die Mitarbeitenden keinen direkten Einfluss auf die erfolgreiche Zusammenarbeit haben. Das Management soll eine erstrebenswerte Vision vorgeben, die Verantwortlichkeiten definieren und sich um eine passende Unternehmenskultur kümmern. Die offene und ehrliche Kommunikation, konstruktives Feedback und Feste, um den Erfolg zu feiern, runden das Programm ab.
Wenn das so einfach wäre. Als Führungsperson stehe ich öfters vor der Herausforderung, dass ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehe. Die vielen fachlichen, finanziellen und terminlichen Herausforderungen im Blick zu haben ist das eine. Den Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu begegnen, sie für Höchstleistungen und Sonder-Efforts zu gewinnen und gleichzeitig beizutragen, dass sie gesund und motiviert bleiben, das andere.
Was tun, um erfolgreiche Teamarbeit zu ermöglichen? Unser Tipp: Fange bei dir selbst an. Bei dir als Mensch und nicht in deiner Rolle als Führungsperson oder Mitarbeiter:in. Also dort, wo du am meisten Einfluss hast: in deinem Kontrollbereich.
Bleib dir treu und sei dir bewusst, dass du Reibungspunkte mit dem Umfeld ansprechen kannst und es Methoden gibt, das gesichtswahrend zu tun. Aus unserer Erfahrung sind wir Menschen bezüglich Stärken und Schwächen und unserem «Rucksack» viel normaler, als wir denken. Es gehört zum Menschsein dazu. Gewisse Dinge machst du besser oder schlechter als andere. Den «leeren» Teil in uns müssen wir also nicht verstecken, sondern können darauf bauen, dass andere im Team diesen fehlenden Teil füllen.
Achte darauf, welche deiner Teile im Sinne von Fähigkeiten, Sorgen und Ängste du zurückhältst, bewusst oder unbewusst. Damit wirst du für dein Umfeld nahbar und trägst dazu bei, Beziehungen aufzubauen und das Vertrauen in der Zusammenarbeit zu stärken. Das Unternehmen profitiert insofern, dass die Mitarbeitenden ihre Schwächen durch Stärken anderer kompensieren können. Im Arbeitsklima und damit in der Unternehmenskultur gewinnen Werte wie Offenheit, Respekt und Mut an Bedeutung. Drei Werte, die in der agilen Arbeitsweise zentral sind, um mit Engagement (Commitment) und Fokus Grosses zu bewirken.
Du bist in deinem Arbeitsumfeld ein Vorbild – ob mit oder ohne Führungsaufgaben. Dein Verhalten wirkt sich auf deine Team-Kolleginnen und -kollegen aus, regt zu wertschätzenden Diskussionen an und zahlt auf die erfolgreiche Teamarbeit ein. Kurz gesagt: Taten statt Worte.
Zeige selbstbewusst deine volle Grösse, stehe zu deinen Schwächen und «fehlenden Teilen». Wie das Bronzeobjekt «Benoît» von Bruno Catalano.
[Liselotte und Roland Greber, undbewusst.ch, 30.6.2022]