Wenn du dieses Wort kennst, gehörst du höchstwahrscheinlich in folgende Schublade: SchweizerIn. Gemäss Duden wird der Begriff «Schubladisieren» umgangssprachlich in der Schweiz und Österreich benutzt und steht für sich (mit etwas) nicht [weiter] befassen und nach bestimmten Kategorien einordnen.
Aufräumen schafft Klarheit und du musst dich nicht länger mit Dingen befassen, die für dich keine Priorität haben. Zu und weg. Aus den Augen aus dem Sinn. Wenn du Themen einordnest, schaffst du Raum für diejenigen Fragen, die dich wirklich berühren und deine Aufmerksamkeit benötigen wie zum Beispiel Gesundheit, Umweltschutz, Altersvorsorge, Ferienpläne, berufliche Herausforderungen.
Werden Menschen schubladisiert, dann laufen wir hingegen Gefahr, dass wir zu stark vereinfachen und primär die Schubladenbeschriftung wahrnehmen und weniger die Person, die reingesteckt wird.
Es ist aufwändig, sich Zeit zu nehmen, in die Schublade reinzuschauen und sich für die Sicht und das Empfinden dieser Mitmenschen zu interessieren. Wenn du dir hingegen die Zeit nimmst, lernst du, wie andere das Leben wahrnehmen und wie sie sich in der Welt orientieren. Das kann dir bewusst machen, dass wir Menschen uns mit unseren Sorgen und Nöten wohl viel ähnlicher sind und dass alles relativ ist. Vielleicht öffnet dir der Austausch auch Lösungsansätze für deine eigenen Herausforderungen?
Ein ernst gemeintes Interesse am Gegenüber und Mut, die Person anzusprechen oder einen verloren gegangenen Kontakt wieder aufzunehmen, genügen, um das Gespräch aufzunehmen.
Um dem Schubladisieren entgegenzuwirken, empfehlen wir folgende zwei Massnahmen:
- Haltung / Einstellung: Gehe davon aus, dass wir alle vom Umfeld geprägt werden und wir uns in Situationen so verhalten, wie es in diesem Moment am besten zu passen scheint.
- Handlung: Öffne die Schublade und begegne den Menschen, die du gedanklich dort reingesteckt hast. Stelle dich ihnen vor und lade sie ein, gemeinsam die Interessen, Meinungen und Werte, die Euch wichtig sind, kennenzulernen.
Vielleicht nimmst du dir in den kommenden Wochen Zeit, beim «Schubladisieren» kurz innezuhalten und dir bewusst zu machen, dass es in deinen Händen liegt, wie du deine Mitmenschen einordnest. Gleichzeitig verfügst du damit über ein Instrument, die Situationen um dich herum und damit für dich selbst zu beeinflussen.
Mit und bewusst lernst du deine Gestaltungsmöglichkeiten kennen.
[Roland und Liselotte Greber, undbewusst.ch, 29.11.2021]